Die Rate der Menschen, die in Deutschland Erste Hilfe leisten, ist mit ca. 50 % sehr gering – zu gering. Dabei ist Erste Hilfe keine Frage des Alters. Um bereits den Jüngsten die Handlungsmaßnahmen in einer Notsituation näher zu bringen und ihnen die Hemmungen zu nehmen, haben zwei Ärzte des Cellitinnen-Krankenhauses Maria-Hilf sowie ein Notfallsanitäter der Feuerwehr Bergheim den Kindern zweier Kitas einen Besuch abgestattet.
Dr. Jan Karl Schütte und Dr. Dirk Molitor arbeiten als Chef- und Oberarzt der Anästhesie und Intensivmedizin im Bergheimer Krankenhaus. Gemeinsam hatten sie die Idee, Kindern ab fünf Jahren die Grundlagen der Ersten Hilfe beizubringen. Kinder in diesem Alter können Notsituationen oftmals schon gut einschätzen und verstehen, welche Maßnahmen in solchen Situationen hilfreich sind.
Dazu besuchten sie die Fünf- und Sechsjährigen der städtischen Kindertagesstätten „Bärenkinder“ in Geyen und „Starke Pänz“ in Lechenich. Mit im Gepäck Anschauungsmaterial wie Verbandszeug, ein erste Hilfe Telefon zum Ausprobieren des Notrufs und ganz viel Wissen. Spielerisch vermittelten die beiden Ärzte den Kindern, wie sie sich verhalten sollten, wenn eine Person in ihrem Umfeld einen Notfall erleidet. Fähigkeiten wie Trösten und gezielt um Hilfe rufen, die die Kinder in diesem Alter bereits problemlos anwenden können, wurden hervorgehoben.
Ebenfalls mit von der Partie war Thomas Bodewig, der unter anderem als Notfallsanitäter der Feuerwehr Bergheim tätig und für Brandschutzerziehung zuständig ist. Er brachte das vielleicht größte Highlight mit, nämlich einen Rettungswagen. Eine ausgiebige Erkundung des Innenraums inklusive medizinischem Inventar sollte den Kindern die Angst vor dem Einsatzfahrzeug nehmen.
Pilotprojekt kommt gut an, Ausweitung denkbar
„Schon die Kleinsten spielerisch und altersgerecht darauf vorzubereiten, wie sie im Notfall reagieren und anderen helfen können, ist wichtig“, sagte Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler, der es sich nicht nehmen, die teilnehmenden „Bärenkinder“ und Projektinitiatoren am Kurstag zu besuchen, um sich bei allen Beteiligen für ihr Interesse und ihr Engagement rund um das Thema Erste Hilfe zu bedanken.
Alle Kinder – sowohl in Geyen als auch in Lechenich – hatten großen Spaß daran, die mitgebrachten Dinge zu erkunden und im Rollenspiel den Notruf zu üben. Zum Abschluss erhielt jedes Kind eine Urkunde, die das Mitmachen auszeichnet.
Die Ärzte des Bergheimer Krankenhauses haben gerade diese beiden Kitas ausgewählt, da sie dort selbst Kinder in Betreuung haben. Einer Ausweitung auf weitere Kitas steht theoretisch nichts im Wege. „Bereits jetzt gibt es Anfragen, dieses Projekt zu wiederholen bzw. auch in anderen Kitas anzubieten“, sagt Dr. Schütte stolz. "Da dies jedoch Zeit, Geld und Men-Power in Anspruch nimmt, müssen wir uns dahingehend erstmal strukturieren." Wenn jemand Interesse daran, das Projekt zu unterstützen, kann man sich gerne melden (am besten per Mail an: info.kh-mariahilf@cellitinnen.de).
Konstant auf das Thema Erste Hilfe aufmerksam zu machen, da durch ihre Anwendung zahlreiche Leben im Alltag gerettet werden können, sei eine wichtige Maßnahme. „Schon im Kindsalter mit der Aufklärung zu beginnen ist sinnvoll, denn Kinder sind meist sehr wissbegierig. Man kann ihnen zutrauen, sich mit solchen Themen zu beschäftigen. Je früher hier Berührungspunkte entstehen, desto eher können Hemmschwellen abgebaut werden“, so der Chefarzt.
Auch eine wiederholte Teilnahme an solchen Kursen sei sinnvoll, denn laut verschiedener Meinungsumfragen trauen sich viele Deutsche den Einsatz von Erste Hilfe-Maßnahmen, die über die Verständigung des Notrufs hinausgehen, nicht zu. Eine Auffrischung des Wissens ist daher in jedem Alter empfehlenswert.